London: Chelsea Flower Show 2024
Eine betörende Duftwelle rauschte uns entgegen, als wir die Haupthalle der diesjährigen Chelsea Flower Show, die vom 21. bis 25. Mai in London stattfand, betraten. Ein farbenprächtiges Blütenmeer verzauberte auch dieses Jahr wieder mehr als 150.000 Gartenfans. Diese internationale Gartenausstellung, die auch die Royals regelmäßig besuchen, ist ein ,Mekka‘ für alle GartenbesitzerInnen und Pflanzenfreunde aus dem In- und Ausland.
Hier gibt es traditionsgemäß nicht nur einen Überblick über die neuesten Gartentrends, sondern auch sehr viele praktische Anregungen für die Gestaltung des eigenen Gartens. Allerdings war dieses Jahr die Begeisterung nicht ungetrübt: Die Tickets werden nicht nur immer teurer, sondern auch die Menschenmassen, die sich auf den von unzähligen Verkaufsständen gesäumten Wegen dahin wälzen, werden immer größer. Und dass an diesen Messeständen oft gar nicht gartenaffines Krimskrams verkauft wird, begeisterte viele britische BesucherInnen, die aus dem ganzen Land nach London gekommen waren, um sich Gartenanregungen zu holen, noch weniger. Viele Stammgäste machten dieses Jahr ihrem Unmut darüber in den sozialen Medien Luft.
Die Veranstalter würden gut daran tun, sich die Kritik zu Herzen zu nehmen und wieder zu den Wurzeln der Show zurückzukehren: Weniger Kommerz, dafür mehr Garten.
Trotz all dieser Unzulänglichkeiten ist die Show immer noch ein großartiges internationales Ereignis für Gärtnerinnen und Gärtner, die dieses Blumen- und Pflanzenmeer – vor allem in der großen Halle – nicht nur genießen möchten, sondern sich auch über die neuesten Entwicklungen informieren wollen.
,Lily Dark Secret‘- eine seltene Lilienart mit elegant-tiefroten Blüten.
Von Schnittblumen bis Bienenfutter-Gärten
Lilien (Lilium) gehören zu den Anziehungspunkten in der Halle – nicht nur wegen ihres betörenden Duftes, sondern auch wegen ihrer – fast majestätischen – Schönheit. Eine der für uns schönsten war dieses Jahr ,Lily Dark Secret‘, eine seltene und tiefrot gefärbte asiatische Lilie, deren Blütenblätter ein fast samtiges Aussehen haben.
Die beeindruckenden Blütenstängel werden bis zu 90 cm hoch, wobei die elegante Schönheit der Blüte einen Mangel an Duft vergessen lässt.
Lilien allgemein sind im Garten leicht zu kultivieren – sie benötigen nur einen gut durchlässigen Boden und einen möglichst sonnigen Standort. Sie sind absolut winterhart und benötigen auch in unseren Breiten keinen Winterschutz.
Übrigens: Úngefüllte Lilien sind sogenannte eingebürgerte Neophyten, die sich als guter Pollen-und Nektarspender für Bienen, Wildbienen, Hummeln und andere wichtige Insekten eignen.
Hoher Rittersporn – eine Pracht im Garten, aber auch in der Vase.
Ein weiterer Anziehungspunkt war die Präsentation von herrlichen ,Hohen Ritterspornen‘ (Delphinum elatum) in einem Farbspektrum von weiß bis dunkelblau. Diese Rittersporne erreichen eine Höhe von bis etwa 180 cm und haben hohle Stängel, die durch den schmalen Wuchs nicht immer ganz standfest sind. Außerdem breiten sich die Wurzeln nur flach unter der Erdoberfläche aus.
Tipp: Damit diese wunderschönen Blütenstängel nicht durch Wind und Starkregen geknickt werden, ist es sinnvoll, sie mit Stäben zu stützen. Und da diese Schönheiten auch bei Schnecken recht beliebt sind, empfiehlt es sich, das Rittersporn-Beet mit einer Kupferblech-Sperre zu umgeben.
Rittersporn gilt auch als bienenfreundlich, wobei es insekten- oder hummelfreundlich besser umschreiben würde. Der Nektar sitzt nämlich versteckt im Sporn und ist hauptsächlich für ,Rüsselträger‘ erreichbar.
Pfingstrosen wirken besonders durch ihre pralle Üppigkeit.
Was wäre eine große Blumenschau ohne Pfingstrosen (Paeonia)? Die pralle Üppigkeit von gefüllten Pfingstrosen verzückt jede Blumenliebhaberin durch umwerfende Optik, der Duft ist meist nur dezent.
Ein wunderschöner Garten mit einer tollen Pflanzen- und Blütenvielfalt – aber was fasziniert die Besucherin, die man durch den Eingangsbogen im Hintergrund sieht? Vielleicht dieser Mann im Gartenbett …
Da ist wohl einer eingeschlafen! Eine originelle Dekoration, die den Erholungswert des ,Gartenbadens‘ symbolisiert. Die Aufschrift auf der Holztafel am ,Bettgestell‘ vermittelt uns die Gedanken des Schläfers: „I had a dream and everything was green …“
Exotische Blütenpracht auf der Blumeninsel aus Südafrika: Ein Meer von Proteas (Proteales), die auf der südlichen Halbkugel in vielen Farben, Formen und Größen wild wachsen und damit zur ,Wappenblume‘ Südafrikas geworden sind.
Sie gehören zur Pflanzengattung der Zuckerbüsche und die an Artischocken erinnernden Blüten werden wegen ihrer Schönheit oft auch ,Kaprose‘ genannt.
In unseren Breiten sind Proteas nur schwer kultivierbar, weil sie eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, sie werden hauptsächlich als Schnittblumen angeboten.
Zuchtpilze für den eigenen Garten. Im Bild ein Zitronen-Austernseitling.
Durchaus geeignet für die Zucht in unseren Breiten sind dagegen Pilze, die sich auch für ,Selbstversorger‘ eignen und praktisch schon auf jeder Gartenschau präsentiert werden.
Der Zitronen-Seitling (Pleurotus citrinopileatus) stammt aus Asien und ist ein Holzzersetzer, der auf totem Holz von Laubbäumen (Ulmen, Eschen, Erlen, Pappeln, Weiden und Buchen) wächst und sich vom Lignin ,ernährt‘. Dieser Speisepilz benötigt zur Fruchtbildung allerdings Temperaturen über 21°C und relativ viel Feuchtigkeit, ist aber im oberen Temperaturbereich tolerant. Er wird bei uns auch als Rohstoff für Arzneimittel kultiviert.
Kunstgenuss für Gemüsefans
Wie schön Gemüse präsentiert werden kann, wurde bei der diesjährigen Chelsea Flower Show ebenfalls gezeigt (siehe ,Bilderwand‘ oben).
So schön kann man Paradeiser (mit und ohne Herz) und
Chili in Szene setzen …
… aber auch die Komposition in Grün mit Kraut, Melone
und Pfefferoni macht durchaus etwas her.
Ein Naturgarten in der Halle, der ein Paradies für Insekten und Liebhaber wild wuchernder Blumen und Gräser zeigte (Bild oben), bildete bei unserem Rundgang einen Übergang zu verschiedenen Schaugärten im Freigelände, die allerdings dieses Jahr teilweise leider durch Verkaufskioske ,verdrängt‘ wurden.
Einer dieser Schaugärten, die sich großen Publikumsinteresses erfreuten, war ein Garten ganz in Weiß (Bild unten).
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