Über Geschmack lässt sich nicht streiten – diesen alten philosophischen Ansatz sehe ich auch bei der Gartengestaltung. Ich akzeptiere daher voll, wenn in einem Vorgarten viele bunte Gartenzwerge stehen, ich persönlich finde sie aber nicht so cool und platziere in meinem Garten stattdessen an mehreren Stellen ,Totholz‘, das zwar nicht so farbenprächtig, dafür aber manchmal originell geformt, immer aber sehr nützlich für die Natur ist.
Mir haben Baumstämme, Äste und schon leicht sich zersetzendes Holz mit verschiedensten, oft auch richtig skurrilen Formen immer schon gefallen – ich sehe da oft Gesichter, Tierköpfe oder interessante Gebilde, denen meine Phantasie ,Leben einhaucht‘ und die ich in meinem Garten als ,(be)lebende‘ Skulpturen haben möchte. Denn so tot wie die Bezeichnung ,Totholz‘ signalisiert, sind diese Holzstücke gar nicht …
Oft ist es aber gar nicht einfach, an diese Stücke heranzukommen, da sie ja meist auf privaten Grundstücken liegen und daher dem Grundstücksbesitzer gehören. Es gilt dann, den Besitzer ausfindig zu machen und zu fragen, ob ich das gute Stück bekommen kann. Und wenn ich dann – was meist problemlos ist – die Erlaubnis bekomme, beginnt erst die Arbeit, da die meisten der von mir ausgesuchten ,Skulpturen‘ an unzugänglichen Stellen liegen und ganz schön schwer sind …
Totholz ist nicht tot
Für mich lohnt sich jedoch die Mühe, weil ich damit eine ,Dekoration mit Sinn‘ bekomme:
Totholz ist nämlich gar nicht so tot wie die Bezeichnung vermuten lässt – es beherbergt eine Unzahl von Kleinlebewesen, die man auf den ersten Blick gar nicht sieht, die aber für ein reichhaltiges ,Gartenleben‘ ungemein wichtig sind: Insekten, kleine Käfer und Larven besiedeln das alte Holz unter der Rinde und in Zwischenräumen – sie sind entweder ausgewachsene Kleinlebewesen oder Vorstufen dazu und verrichten wichtige ,Aufgaben‘ oder dienen Vögeln und anderen Kleintieren als Futter.
Motto: Weniger ,Ordnung‘ bedeutet mehr Leben im Garten.
Wohnung für den Winter
Aber mehr noch: Übereinander geschichtetes Totholz dient vielen Tieren nicht nur das ganze Jahr über als ,Versteck‘ und Ruheplatz, sondern vor allem im Winter als ,Wohnung‘ und Schutz vor Schnee und Eis.
Mein aktueller Tipp
Deshalb mein Tipp: Alle, die etwas für die Tiervielfalt im Garten und damit auch für dessen ,Belebung‘ tun möchten, sollten jetzt im Herbst eine Totholz-Ecke einrichten.
Am besten eignen sich dafür stärkere Äste und Baumstamm-Stücke, die vom Zahn der Zeit schon etwas ,angenagt‘ sind, aber immer noch Rinde haben. Und wer bei der Einrichtung dieser Totholz-Ecke ein Übriges tun möchte, der sollte unter den Holzstücken eine kleine Erdvertiefung machen, die z.B. gerne von Igeln als Schutzraum angenommen wird.
Wichtig: Ein Brennholzstapel ist kein Totholzhaufen, da er nicht nur zu ,frisch‘ ist und noch keinerlei Zersetzungsprodukte sowie Insekten oder Larven als Tierfutter enthält, sondern meist auch nach einer gewissen Zeit abgetragen und verbrannt wird – und damit auch viele darin schutzsuchende Kleinlebewesen!
Einfach schön
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich mag vielfältiges Gartenleben, ich bin aber trotzdem kein Fanatiker, der seinen Garten nur unter dem Gesichtspunkt von Insekten- und Kleintier-Lebensräumen ausrichtet.
Es ist mir auch ganz wichtig, dass ich mich in meinem Garten wohl fühle und dass seine ,Einrichtung‘ mir gefällt.
Und mir gefallen eben Totholz-,Skulpturen‘ – es sind sozusagen meine Gartenzwerge!
Definition von Totholz (laut Wikipedia)
Totholz wird in der Ökologie und insbesondere im Biotop- und Artenschutz als Sammelbegriff für abgestorbene Bäume oder deren Teile verwendet. Grob unterteilt wird dabei zwischen stehendem Totholz, also noch nicht umgefallenen abgestorbenen Bäumen oder deren Teilen, und liegendem Totholz, das bereits auf dem Erdboden liegt.
Je nach Holzart und Zersetzungsgrad (Stand des Verfallsprozesses) sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten an der vollständigen Remineralisierung eines Holzkörpers beteiligt.
Totholz bietet auch größeren Tieren die Möglichkeit, ihre Bauten und Nester anzulegen, und ist Lebensraum der Nahrung von Vögeln und anderen Wirbeltieren. Von den Insektenlarven im Holz ernähren sich die Spechte und andere heimische Vögel.
Verschiedene Amphibien und Reptilien suchen liegendes Totholz als Tagesversteck (Sonnenbad) oder zum Überwintern auf. Darunter fallen etwa die Erdkröte und die Waldeidechse sowie der Igel.
Hier noch 2 Videos, die die Funktion von Totholz zeigen:
Totholz im Garten
Spezieller Totholzgarten
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