Stundenlang konnte ich als Kind die reichlich vorhandenen Regenwürmer im Garten meiner Großmutter beobachten, wenn sie nach einem heftigen Regen an die Oberfläche kamen. Heute weiß ich, warum sich nach einem intensiven Guss viele Regenwürmer an der Oberfläche tummeln: Nicht die eindringende Feuchtigkeit lockt sie aus der Erde, sondern das trommelnde Geräusch des niederprasselnden Wassers.
Biologen vermuten: Die Wassertropfen erzeugen Vibrationen, die Regenwürmer an die Grabgeräusche von Maulwürfen erinnern. Und auf der Flucht vor ihren größten Feinden kommen die Würmer ans Tageslicht.
Dem ,kühlen Nass‘ haben Regenwürmer also nicht ihren Namen zu verdanken. Der deutsche Komiker Heinz Erhardt (1909 – 1979) hatte dazu übrigens auch eine Theorie, die durchaus von Wissenschaftlern geteilt wird:
Heinz Erhardt: „Da fängt der Wurm sich an zu regen …“
Heute noch freue ich mich über jeden Regenwurm in meinem Garten. Denn mir ist bewusst: Hier macht mein bester Mitarbeiter gerade seinen Job. Und das ganz ohne Formalitäten – keine Beauftragung und keine Bezahlung. Der Regenwurm gräbt ganz freiwillig um und sorgt so für die Belüftung und eine gleichmäßige Wasserverteilung innerhalb des Erdreichs sowie für die Durchmischung verschiedener Erdschichten.
Regenwürmer ernähren sich von Blättern, abgestorbenen Pflanzenresten und verschiedenen Pilzen und Bakterien. (Pro Tag frisst ein Regenwurm ungefähr die Hälfte seines Eigengewichts.) Im Darm der Tiere wird die Nahrung dann mit Mikroorganismen angereichert und als besonders gute ,Erde´ wieder ausgeschieden. Laut Biologen ist ein Regenwurmhäufchen ein besserer Dünger als die gleiche Menge Kompost.
Wie schon meine Oma sagte: ,Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern verraten.´
100 Würmer in 1m² Boden
Durchschnittlich ,wohnen‘ in einem Quadratmeter ,gesundem‘ Boden etwa hundert Regenwürmer. Die Tiere lieben feuchte und lockere Böden. Der ph-Wert der Erde sollte nicht niedriger als 3,5 sein, da die Säure sonst den Schleimmantel, der die Würmer umgibt, zerstört. Am wohlsten fühlen sich Regenwürmer bei einer Temperatur zwischen 10 und 15 Grad C, weshalb sie im Frühjahr und Herbst am aktivsten sind. Ist es ihnen im Sommer zu trocken oder im Winter zu kalt, graben sie sich tief in die Erde ein, ringeln sich zusammen und fallen in einen Sommer- bzw. Winterschlaf.
Biologische Daten:
Etwa 46 verschiedene Regenwurmarten sind bei uns heimisch.
Am häufigsten kommen der Tauwurm oder gemeine Regenwurm und der Kompostwurm vor.
Der Tauwurm (Lumbricus terrestris) wird 12 bis 30 cm lang, hat ein leicht rötlich gefärbtes Vorder- und ein blasses Hinterteil, er lebt in Wiesen, Gärten und Obstanlagen, gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge und ,durchwühlt‘ den Boden sehr intensiv.
Der Kompostwurm (Eisenia fetida) ist mit einer Länge von 4 bis 14 cm deutlich kleiner als der Tauwurm und hat eine rötliche Färbung. Wie der Name sagt, kommt er fast ausschließlich in Komposthaufen vor, da er zum Überleben Erde benötigt, die sehr reich an organischem Material, wie etwa Küchenabfällen (rohes Gemüse oder Obst), ist.
Wegen dieser Eigenschaft wird er auch verkauft und gezielt in Komposthaufen und Wurmkisten (dienen zur Gewinnung von hochwertigem Humus) eingesetzt.
Wichtig: Ein ,normaler’ Komposthaufen kann mit gekauften Kompostwürmern ,angereichert’ werden. Bei einem ,Thermokomposter’ aus Kunststoff ist dies nicht möglich, da darin zu hohe Temperaturen herrschen, die die Würmer umbringen würden.
Hinweis: Es gibt Wurm-Vasen aus Ton, die sich gut für Hochbeete eignen, um dort Kompostwürmer anzusiedeln, die das Beet dann mit ihrem Dung anreichern.
Sehr anschaulich zeigt ein Video nicht nur die ,Tätigkeit‘ von Regen- und Kompostwürmern, sondern sogar eine Regenwurm-Geburt, das im Zusammenhang mit einem Kinder-Workshop vom WDR gedreht wurde:
Ich bin super gerne in meinem Garten und letzte Woche war ich erst bei einem Husqvarna Händler, um mir einen neuen Rasenmäher zu kaufen. Aber Regenwürmer scheinen mehr Arbeit in meinem Garten zu verrichten als ich und mein neuer Rasenmäher. Ich wusste nicht, dass es 46 verschiedene Regenwurmarten bei uns gibt. Das nächste Mal, wenn ich einen sehe, werde ich versuchen zu erkennen, ob es ein Tauwurm oder Kompostwurm ist.