Meine italienische Freundin Graziana ist immer noch überwältigt von ihren Gefühlen, wenn sie von der lauen Sommernacht vor vielen Jahren erzählt, als ihr Freund Roberto vor ihr auf die Knie ging und formvollendet um ihre Hand anhielt. Und obwohl der Heiratsantrag schon Jahrzehnte zurückliegt und die beiden mittlerweile glückliche Großeltern sind, kann sie sich immer noch an jedes Detail dieses Abends im Garten der Villa ihrer Eltern in Lucca (Toskana/Italien) erinnern.
„Die Stimmung war einfach unbeschreiblich“, erzählt sie von ihren großen Gefühlen, „denn hunderte Glühwürmchen sorgten für besonders romantische Beleuchtung. Es war, als ob mir Roberto alle leuchtenden Sterne vom Himmel holen wollte und uns beiden ganz alleine das gesamte Weltall mit hunderten funkelnden Sternen gehörte“, schwärmt Graziana noch heute.
Das ist der Moment, in dem ich zur CD greife und Graziana während unserer langen Telefonate den alten Schlager ,Glühwürmchen flimmre‘ vorspiele. Das darauf folgende ansteckende Lachen Grazianas habe ich dann immer noch stundenlang im Ohr.
Eine akustische Kostprobe findest du durch Klick auf das Bild:
Energie wird zu Licht
Auch jetzt noch gönnen sich Graziana und Roberto jedes Jahr Mitte Juni ein romantisches Abendessen in ihrem Garten und hoffen auf die Gesellschaft möglichst vieler Glühwürmchen, die ja eigentlich Käfer sind.
Denn Glühwürmchen gehören zur Familie der Leuchtkäfer, von denen es weltweit etwa 2000 verschiedene Arten gibt. In Mitteleuropa sind allerdings nur drei Arten beheimatet:
o Kleine Leuchtkäfer
o Große Leuchtkäfer
o Kurzflügel-Leuchtkäfer
Alle Leuchtkäfer haben an der Unterseite ihres Bauches Leuchtorgane, in denen eine biochemische Reaktion stattfindet, bei der frei werdende Energie in Licht umgewandelt wird (Biolumineszenz).
Ausgesendet werden diese Leuchtsignale von den Käfern, damit männliche und weibliche Tiere zur Paarung zusammenfinden. Die Weibchen suchen sich einen erhöhten Punkt und leuchten so lange, bis ein passendes Männchen vorbeigeflogen kommt und sich einfach auf das Weibchen fallen lässt.
Höhepunkt Johannisnacht
Rund um die Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni sind die Glühwürmchen besonders aktiv und der Höhepunkt der Partnersuche erreicht.
In dieser Zeit genieße ich die langen, lauen Abende – natürlich ohne künstliches Licht – in meinem Garten und freue mich, wenn die ,Mittsommernächte‘ vom ,magischen Leuchten‘ der Glühwürmchen erhellt werden.
Damit Glühwürmchen angelockt werden, sollte man einige Schnittguthaufen im Garten belassen (die sich darin entwickelnde Wärme lockt die Weibchen an). Dabei ist wichtig, dass der Rasen nicht gedüngt und kein Schneckengift verwendet wurde.
Versierte Schneckenjäger
Glühwürmchen sind nämlich nicht nur romantische ,Liebesboten‘, sie sind auch versierte Schneckenjäger. Denn die Larven der Glühwürmchen fressen alle Schneckenarten. Die ,Opfer‘ werden mit mehreren Giftbissen überwältigt und – so unglaublich es klingt – oft mehrere Meter bis zu einem geschützten Platz geschleppt, um dort in Ruhe verspeist zu werden.
Biologische Daten Glühwürmchen:
Familie: Leuchtkäfer
Ordnung: Käfer
Wissenschaftlicher Name: Lampyridae
Lebensraum: Wald, Wiesen, Gärten
Nahrung: kleine Insekten, Schnecken, Pollen, Nektar
Feinde: Frösche, Spinnen, Vögel
Lebensdauer: etwa 2 Monate
Gewicht: 0,2 g
Größe: 12-20 mm (Weibchen), 5-20 mm (Männchen)
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