Ich war vier und tobte durch das Paradies meiner Kindheit, den Garten meiner Großmutter. Eine stachelige Kugel stoppte mich – ich machte Bekanntschaft mit meinem ersten Igel, einem Lebewesen, das ich bis dahin nur aus Bilderbüchern kannte. Und neben dem Igel sah ich auf der Wiese einen dunklen Fleck. War das etwa Blut?
Aufgeregt rannte ich zu meiner Großmutter, die mit mir in den Garten lief und meine Befürchtung bestätigte, dass der Igel verletzt war und blutete. Sofort wurden „Erste Hilfe-Maßnahmen“ eingeleitet. Ich durfte dem Igel ein kleines Schüsserl mit Wasser bringen und meine Großmutter kochte ein Ei, das ich der ,Stachelkugel’ servieren durfte. Aber trotz des Leckerbissens und der kühlen Erfrischung blieb der Kopf meines Freundes Fritzi, wie ich ihn inzwischen „getauft“ hatte, unsichtbar.
Am nächsten Morgen war allerdings das Ei verschwunden, das Wasserschüsserl leer und Fritzi einige Meter weiter in Kugelstellung eingerollt. Meine Oma und ich wiederholten die „Wasser-Eier-Kur“ und mehrmals besuchte ich Fritzi während des Tages, um zu sehen, ob er sich stärkte. Aber er blieb tagsüber eine stachelige Kugel und gab seine Abwehrstellung anscheinend immer erst während der Nachtstunden auf, um zu trinken, zu fressen und einige Meter weiter durch den Garten zu marschieren. Wir setzten noch einige Tage unser ,Menü’ fort und ich betreute Fritzi während dieser Zeit durch Geschichten, die ich ihm erzählte, um ihm so das Gefühl zu geben, dass er nicht alleine war. Vermutlich wäre er dies allerdings gerne gewesen.
Und eines Morgens war Fritzi nicht mehr da. Meine Großmutter erzählte mir, dass sie ihn am frühen Morgen gesehen hatte, wie er putzmunter durch den Garten lief und anscheinend wieder ganz gesund war.
Igel lieben Wildnis
Ich freue mich jedenfalls seit meinen Kindheitstagen, wenn ich einen Igel im Garten sehe, da ich dann immer an meine Großmutter und unsere gemeinsame ,Rettungsaktion’ denke.
Deshalb bleibt im Herbst und Winter ein Teil meines Gartens ganz bewusst ein Stück Wildnis mit kleinen Laubhaufen und von den Bäumen gefallenen Reisigzweigen, damit sich Igel darunter zurückziehen und in Ruhe überwintern können. Außerdem achte ich darauf, dass kleine Schlupflöcher zu den Nachbargärten offen bleiben, damit die stacheligen Wildtiere, die Igel nun einmal sind, sich frei bewegen können, ohne sich im Maschendrahtzaun oder dergleichen zu verfangen.
Wasser ja – Milch nein
Meine Oma hat es gewusst: Wasser ist das richtige Getränk für Igel und nicht – wie oft angenommen wird – Milch. Denn Igel vertragen Milcheiweiß nicht und bekommen dadurch Durchfall. Als zusätzliche Stärkung freuen sich Igel ber gekochte Eier oder Katzen-Trockenfutter.
Hilfe für Igel
Beratung und Hilfe für verletzte oder besonders schwache (Jung-)Igel findet ihr beim Wildtierservice Wien täglich (auch am Wochenende und an Feiertagen) unter der Telefonnummer 01/4000-49090 oder rund um die Uhr in Niederösterreich bei der Tierschutz-Hotline 0800/000 134.
0 Kommentare